Von den nicht-klassischen Gitarren ist die Parlor die „Ur-Gitarre“. Mit ihrem charakteristischen schmalen Korpus und der kurzen Saitenlänge (die Länge von der Sattel bis zum Steg, auch Mensur genannt) sind Parlor-Gitarren etwa 4 cm kürzer als der moderne Standard von 65 cm. Die Parlor-Gitarre wurde um 1870 in den USA eingeführt. Parlor bedeutet Zimmer oder Salon.

Ihren schmalen Korpus verdanken sie der Tatsache, dass sie ursprünglich für Frauen gebaut wurden. Diese Frauen spielten dann auf einer Parlor im Salon (Parlor), um die Gäste zu unterhalten. Natürlich handelte es sich hier um die wohlhabenderen amerikanischen Familien in ihren prächtigen Villen.

Parlor-Gitarren aus dem 19. Jahrhundert wurden mit Darmsaiten bespannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden diese durch Stahlsaiten ersetzt, und damit wurde die stahlsaitige Parlor als Standardgitarre geboren. Da Stahlsaiten eine höhere Zugkraft haben als Darmsaiten, wurde das X-Bracing erfunden. Dabei kreuzen sich die Querstreben am Boden der Decke direkt unter dem Schallloch und bilden so ein X. X-Bracing bringt mehr Stabilität in die Decke und erzeugt einen ausgewogeneren Klang.

Die stahlsaitige Parlor hatte deutlich mehr Lautstärke und Ausdruck als die klassischen Gitarren und wurde damit zur bevorzugten Delta-Bluesgitarre der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Der ikonische Bluesmusiker Robert Lee Johnson (1911-1938) spielte ebenso wie die meisten seiner Zeitgenossen auf einer Parlor.

Dies dauerte bis 1931 an, als Martin die wesentlich größere Dreadnought einführte, und obwohl Musiker wie Bob Dylan und Joan Baez in den sechziger Jahren noch auf einer Parlor spielten, nahm die Popularität der “Salongitarre” allmählich ab.

Heute ist ein wachsendes Interesse an Parlor-Gitarren zu beobachten. Die Parlor ist wieder voll im Trend. Vor allem, weil sie angenehmer zu halten ist. Die Parlor bietet mehr Platz und Ruhe für Ihren rechten Arm, und durch die kürzere Mensur muss auch der linke Arm weniger weit greifen (bei Rechtshändern). Dies gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Gleichzeitig bietet die Parlor mit ihrem kleinen Korpus einen unglaublich reichen Klang, und alle Nuancen kommen sehr gut zur Geltung. Während eine Dreadnought viel Wert auf Bass und Mitten legt, findet man bei der Parlor eine ausgewogenere Balance zwischen Bass, Mitten und Höhen.

Schließlich eignet sich die Parlor aufgrund ihrer kleineren Größe hervorragend als Reisegitarre. Er kann problemlos in einer Flugzeugkabine mitgenommen werden und passt auch besser in viele Kofferräume von Autos. Und ja, die Parlor war sogar im Weltraum. Im Jahr 2013 spielte der kanadische Astronaut Chris Hadfield David Bowies “Space Oddity” von der Internationalen Raumstation ISS aus auf einer Parlor.

Homestead konnte natürlich bei dieser Entwicklung nicht zurückbleiben und führte seine eigene Parlor ein. Diese Parlor können Sie in unserem Studio in Heemstede ausprobieren oder in unserem Online-Shoperwerben. Wenn der Preis einer Homestead Parlor Ihr Budget übersteigt oder wenn Sie einfach nur nach einer handlichen Reisegitarre suchen, können wir Ihnen eine Javatar Parlor empfehlen.

Robin van de Poll, 8. Februar 2022